MUSIKGESCHICHTE:

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Quelle: "Residenzstadt Sondershausen – Beiträge zur Musikgeschichte", herausgegeben im Auftrag der Stadt Sondershausen durch Dr. Karla Neschke und Helmut Köhler

Vgl. dazu die Beiträge:

  1. "Das städtische und höfische Musikleben von den Anfängen bis Ende des 18. Jahrhunderts" von Karla Neschke
  2. "Zur Geschichte des Konservatorium" von Dieter Schwarz
  3. "Die Sondershäuser Hofkapelle von den Anfängen bis Ende des 18. Jahrhunderts" von Karla Neschke
  4. "Neue Musik – Franz Liszt in Sondershausen" von Axel Schröter
  5. "Max bruch als Hofkapellmeister von 1867 bis 1870" von Peter Larsen
  6. "...ich denke, der junge Mann hat Talent..." - Der Riemann-Schüler Max Reger von Michael Märker und Wolfgang Marschner

Seit dem 16. Jahrhundert sind musikalische Aktivitäten am Hof dokumentarisch belegt. Musiker und Sänger waren als Lakeien am Hof der damaligen Grafen angestellt. Anfangs in erster Linie Lautenisten und Fiedler. Ein festes musikalisches Ensemble wird erstmals 1619 benannt. Anfänglich bestand die Hofkapelle aus sechs Musikern einschließlich Kapellmeister und Kapellknaben. Anfang des 18. Jahrhunderts umfasste sie bereits 30 Musiker. 1731 hatte die Hofkapelle ein hohes Niveau erlangt und Sondershausen konnte sich in puncto Musikpflege mit den anderen thüringischen Residenzen durchaus messen.

Bild: Johann Simon Hermstedt  - Schlossmuseum Sondershausen
Bild: Johann Simon Hermstedt - Schlossmuseum Sondershausen

Im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts geriet die Kapelle aus verschiedenen Gründen an den Rand der Bedeutungslosigkeit. Um 1800 war dann die Militärmusik der wohl wesentlichere Teil des höfischen Musiklebens geworden. Unter Leitung von Johann Simon Hermstedt wurde vom Fürst Günther Friedrich Carl I. 1801 ein Harmoniekorps gegründet.

Aus dieser Formation entwickelte sich in den nachfolgenden Jahrzehnten ein in Deutschland führendes Orchester, welches nach dem ersten Weltkrieg den Namen "Staatliches Loh-Orchester" erhielt. 3)

Audiobeitrag zu Johann Simon Hermstedt - gesprochen von Dr. Steffen Seiferling

Ab Mitte des 17. Jahrhunderts trat die Instrumentalmusik auch in der Bürgerschaft immer mehr in den Vordergrund. Es entstanden sogenannte colligia musicae - ein Produkt der bürgerlichen Gesellschaft. Diese Ensembles spielten unter anderem zu verschiedenen Gelegenheiten des städtischen und höfischen Lebens, die instrumentaler Umrahmung bedurften. Sie waren in Sondershausen bis in das 19. Jahrhundert aktiv. 1)

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts besaß Sondershausen einen hervorragenden Ruf als Musikstadt. 2)

Seit den 50er Jahren dieses Jahrhunderts hatte sich die Stadt als musikalisches Zentrum der sogenannten „Neudeutschen Schule“ entwickelt. Ein Ort, wo Musik von Franz Liszt, Richard Wagner und Hektor Berlioz sowie ihrer Geistesverwandten und Sympathisanten im Mittelpunkt standen. 4)

„In der Musik hat Gott den Menschen die Erinnerung an das verlorene Paradies hinterlassen.“

Hildegard von Bingen (1098 - 1179)

Musikausbildung

1483 wird erstmals Musikunterricht in der Lateinschule erwähnt. Für die Schüler der Stadtkantor war neben dem Schulrektor der wichtigste Lehrer. Er hatte die Aufgabe sie in der Singkunst auszubilden – insbesondere um die Kirchenmusik zu bestreiten. Ab 1686 wurden die ausgebildeten Schüler auch zur Unterstützung der höfischen Musik per Dekret verpflichtet. 1)

Ein kunstförderndes Fürstenhaus sowie eine musikbegeisterte Bürgerschaft waren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Garant für das Gedeihen von Musik und Theater in der Musikstadt Sondershausen. Hinzu kam die herrliche landschaftliche Lage. Dies alles waren günstige Voraussetzungen, um musikalischen Nachwuchs in die Region zu locken. Auch aus den erhöhten Ansprüchen, die die sinfonische Musik von Franz Liszt und Richard Wagner an die ausübenden Musiker stellte, wurde eine höhere Qualität an deren Ausbildung erforderlich. So gründete der damalige Kapellmeister, Carl Schroeder, 1882 ein Konservatorium. 1883 wurde es mit 56 Schülern aus ganz Deutschland eröffnet. Der wohl berühmteste Schüler waren Max Reger.

Bild: Blick in die heutige Carl-Schroeder-Straße, rechts das Fürstliche Konservatorium für Musik
Bild: Blick in die heutige Carl-Schroeder-Straße, rechts das Fürstliche Konservatorium für Musik

Am 1. April 1919 wurde das Konservatorium vom Freistaat Schwarzburg-Sondershausen als Hochschule für Musik anerkannt und später vom Land Thüringen übernommen – ein Verdienst vom damaligen Leiter des Orchesters und Konservatoriums, Carl Corbach.

Nach 1936 erfolgte wieder eine Umbenennung zum Konservatorium und damit ein Bedeutungsverlust zu Gunsten der Musikhochschule in Weimar.

Bild: Das Orchester des Konservatoriums bei der Probe im heutigen Carl-Schroeder-Saal (ca. 1932)
Bild: Das Orchester des Konservatoriums bei der Probe im heutigen Carl-Schroeder-Saal (ca. 1932)

Nach dem Krieg vollzog sich ein allmählicher Wandel zu einer Fachgrundschule für Musik, die jedoch durch die Einführung des obligatorischen 10-Klassenabschlusses in der der DDR wieder aufgelöst wird. 2)

Noch heute spielt die Musikausbildung in der Musikstadt Sondershausen eine große Rolle. Mit dem „Carl Schroeder Konservatorium“, der 2. größten Kreismusikschule Thüringens, den Musikwettbewerben, Meisterkursen und der Thüringer Landesmusikakademie gibt es Bildungsangebote für die unterschiedlichsten Musikbereiche und Standards.

Persönlichkeiten in Sondershausen

Franz Liszt

Bild: Franz Liszt 1884 – Fotograf: Louis Held  - Verlag: L. Held-Renno Weimar
Bild: Franz Liszt 1884 – Fotograf: Louis Held - Verlag: L. Held-Renno Weimar

Franz Lisztgeboren am 22. Oktober 1811 in Raiding/Doborján, (Burgenland) Österreich/Ungarn, gestorben am 31. Juli 1886 in Bayreuth, Deutschland

Franz Liszt schätzte die Fürstliche Hofkapelle in Sondershausen, der er 1852 in Ballenstedt zum von ihm initiierten ersten großen Musikfest (zur Repräsentation „Neudeutscher Musik“) begegnete.

Die Beziehung wurde enger, als ab 1853 Eduard Stein Leitung der Hofkapelle übernahm und sich für die Werke von Wagner und Liszt engagierte und diese protegierte. Liszt weilte verbürgt neun Mal in der Residenzstadt - 1856 erstmalig. Die Sondershäuser umjubelten nicht nur Liszt als Person, auch seinen Werken wurde hohe Achtung entgegen gebracht. Anders als beispielsweise in Leipzig oder Berlin.

23. Tonkünstlerversammlung in Sondershausen  in der Lohhalle – Franz Liszt in 2. Reihe, Mitte
23. Tonkünstlerversammlung in Sondershausen in der Lohhalle – Franz Liszt in 2. Reihe, Mitte

1876 wurde seine Sinfonische Dichtung „Hamlet“ in Sondershausen uraufgeführt. Auch begleitete Liszt die Hofkapelle zu Gastspielen und dirigierte diese auch selbst.
Kurz vor seinem Tod am 31. Juli weilte Franz Liszt zur 23. Tonkünstlerversammlung des Allgemeinen Deutschen Musikvereins vom 3. bis 6. Juni 1886 letztmalig in Sondershausen und erfuhr hier die letzte große Ehrung zu seinen Lebzeiten. 4)

Max Bruch

Bild: Max Bruch
Bild: Max Bruch

Max Bruch geboren am 6. Januar 1838 in Köln; gestorben am 2. Oktober 1920 in Berlin

Er nahm im Juli 1867 seine Arbeit als Hofkapellmeister in Sondershausen auf. Für ihn stellte es einen sogenannten „Durchganngsposten“ dar, den er dann jedoch 3 Jahre ausübte. Diese Zeit nutzte er, um in seinem Sondershäsuer Berggarten am Göldner sein berühmt gewordenes erstes Violinenkonzert (g-Moll, op. 26) zu vollenden, seine Entwicklung als Komponist und als Dirgient zu befördern. Er fand in Sondershausen nahezu ideale Bedingungen vor, sich auszuprobieren. So entstanden auch seine ersten beiden Sinfonien (Sinfonie Nr. 1 Es-Dur, op. 28, 1868 und Sinfonie Nr. 2 f-Moll, op. 36, 1870) während seiner Wirkungszeit am Hof von Früst Günther Friedrich Carl II. Von Schwarzburg-Sondershausen, wo sie auch uraufgeführt wurden. 5)

Max Reger

Bild: Max Reger
Bild: Max Reger

Max Reger – geboren am 19. März 1873 in Brand/Oberpfalz; gestorben am 11. Mai 1916 in Leipzig

Frühzeitig (mit elf Jahren) erwachte sein Interesse an polyphoner und korntrapunktischer Kompositionsform, als ihn sein Lehrer, Adalbert Lindner, im Klavierunterricht die sechs Sonatinen op. 42 von Hugo Riemann gab. Riemann war Lehrer am Fürstlichen Konservatorium in Sondershausen. Es dauerte jedoch sechs Jahre bevor er mit Unterstützung seines Lehrers, Lindner, 1890 nach Sondershausen in die Kompositionsklasse von Riemann kommen konnte.
Hier kam es zu einer intensiven Musikausbildung von Reger.  Wichtige Anregungen erhielt er durch die Teilnahme an Hauskonzerten mit bekannten Geigern und Pianisten sowie durch die Loh-Konzerte mit dem vielschichtigen Repertoire der Hofkapelle. Nach wenigen Monaten in Sondershausen folgte er seinem Lehrer, Hugo Riemann, mit ans Konservatorium Wiesbaden an. 6)

Eduard Stein

Bild: Eduard Stein
Bild: Eduard Stein

Eduard Stein – geboren am 16. Oktober 1818 in Kleinschirma; gestorben am 16. März 1864 in Sondershausen
(Dirigent)

Eduard Stein gelang es als Dirigent in Sondershausen, die zum Sinfonieorchester entwickelten Fürstliche Hofkapelle auf das qualitative Niveau der bis dahin bedeutender Orchester musikalisch bestimmender deutscher Zentren zu heben. Sehr früh führte er die sogenannte Neudeutsche Musik von Franz Liszt und Richard Wagner auf, die damals noch sehr ungewohnt und schwer waren. Die Programmgestaltung und Aufführungspraxis bewunderte Franz Liszt und veranlasste ihn drei Mal nach Sondershausen zu kommen, um Konzerte unter Stein zu erleben.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Stein)

Max Erdmannsdörfer

Max Erdmannsdörfer mit seiner Frau Pauline Erdmannsdörfer-Fichtner
Max Erdmannsdörfer mit seiner Frau Pauline Erdmannsdörfer-Fichtner

Max Erdmannsdörfer – geboren am 14. Juni 1848 in Nürnberg; gestorben am 14. Februar 1905 in München
(Dirigent und Komponist)

Mit 22 Jahren wurde der Nachfolger von Max Bruch als Hofkapellmeister in Sondershausen – 1871 bis 1880.

Dort heiratete er 1874 die Liszt-Schülerin und Pianistin Pauline Fichtner. Er setzte mit der Pflage und Förderung der Werke der Neudeutschen  den Pfad, den Eduard Stein eingeschlagen hatte fort. Er korrespondierte regelmäßig mit Liszt und dirigierte am 2. Juli 1876 die Erstaufführung von dessen Symphonie Hamlet in Sondershausen.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Erdmannsdörfer)

Er führte den Klangkörper zu höchster künstlerischer Blüte  und sicherte damit seinen den Ruf als ausgezeichntetes Orchesters.

Pauline Erdmannsdörfer-Fichtner

Bild: Liszt-Flügel im Riesensaal
Bild: Liszt-Flügel im Riesensaal

Pauline Erdmannsdörfer-Fichtner - geboren am 28. Juni 1847 in Wien; gestorben am 24. September 1916 in München
(Pianstin)

Sie veranlasste den Kauf des sogenannten Liszt-Flügels, auf welchem Sie und Liszt gespielt haben sollen. Dieser wurde 2010 restauriert und steht heute im Riesensaal des Residenzschlosses, wo er im Rahmen der Liszt-Konzert-Reihe von namenhaften Pianisten/innen bespielt wird.

Carl Schroeder

Bild: Carl Schroeder  Bildrechte: Jens Schreiber
Bild: Carl Schroeder Bildrechte: Jens Schreiber

Carl Schroeder – geboren am 18. Dezember 1848 in Quedlinburg; gestorben am 22. September 1935 in Bremen

Bereits mit 15 Jahren trat er als Solocellist in einem Hof-Konzert in Sondershausen auf. Schon ein Jahr später bekam er eine Anstellung als zweiter Cellist in der fürstlichen Hofkapelle.

Ab 1866 war er als Solocellist mehrere Jahre in Sankt Petersburg, Warschau und Paris. Es folgten Jahre als Kapellmeister in Berlin, Braunschweig und ab 1874 beim Gewandhausorchester Leipzig.

1881 zurück in Sondershausen, wurde er Hofkapellmeister bei der fürstlichen Hofkapelle. 1882 gründete er ein eigenes Konservatorium in Sondershausen und wurde 1885 durch den Fürsten zum Professor ernannt.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Schroeder_(Cellist)

Carl August Corbach

Bild: Carl Corbach   Bildrechte: Jens Schreiber
Bild: Carl Corbach Bildrechte: Jens Schreiber

Carl August Corbach – geboren am 16. März 1867 in Lütgendortmund; gestorben am 11. Juni 1947 in Sondershausen
(Violinvirtuose)

Nach Jahren als Konzertmeister in Hamburg (1889) und St. Petersburg (1890) zog ihn der internationale Ruf des Loh-Orchesters 1891 nach Sondershausen, wo er für 56 Jahre eine Wirkungsstätte und Heimat fand.
Der Fürst ernannte Carl Corbach am 7. August 1901 zum Hofkonzertmeister.  Als Lehrer am Konservatorium für Musik wurde er 1910 zum Professor berufen. Mit der Berufung zum Hofkapellmeister wurde er am 1. April 1911 der Nachfolger von Carl Schroeder.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Corbach)

Loh-Orchester

Das Loh-Orchester stellt sich vor

Das Loh-Orchester Sondershausen hat seinen Ursprung im Jahr 1619. Seit dieser Zeit ist am Sondershäuser Hof ein Klangkörper belegt. Somit feierte das Orchester 2019 mit vielen Konzerten und Veranstaltungen seinen 400. Geburtstag.

Der Name dieses traditionsreichen Sinfonieorchesters leitet sich von „Loh/Lohe“ ab, einem einstigen Wäldchen beim Schloss Sondershausen. Denn dies ist ein altes Wort für Waldstück, insbesondere für Eichenwald, aus deren Rinde man die Gerberlohe, macht.

Die Sondershäuser Fürstliche Hofkapelle hatte im 18. Jahrhundert ihren ersten Höhepunkt. Im 19. Jahrhundert war die Hofkapelle weit über die fürstlichen Landesgrenzen hinaus bekannt und sein Wirken in dieser Zeit verbindet sich mit Namen wie Max Bruch und Franz Liszt.

Lohorchester Sondershausen unter Gerhart Wiesenhütter im Achteckhaus nach 1960
Lohorchester Sondershausen unter Gerhart Wiesenhütter im Achteckhaus nach 1960

Auch in heutiger Zeit ist das Loh-Orchester ein renommiertes Sinfonieorchester, welches sowohl in Fachkreisen als auch in der Bevölkerung mit Qualität verbunden wird.

Kurz nach 1800 wurde die Hofkapelle zu einem Sinfonieorchester erweitert, das in dem erwähnten Loh-Wäldchen öffentliche Konzerte gab. Dieser Wandel vollzog sich unter der Leitung des Klarinettisten Johann Simon Hermstedt. Für ihn schrieb Louis Spohr, damals Hofkonzertmeister in Gotha, drei Solokonzerte.

Anfangs mussten die Musiker Streich- und Blasinstrumente beherrschen, denn sie spielten sowohl in Sälen als auch im Freien. Für größere Besetzungen wurde die Kapelle mit musikalischen Laien aufgestockt. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Dilettanten aus dem Orchester entfernt, und ab 1844 konzentrierten sich die Musiker auf ein Hauptinstrument. Neben populäre Konzertreihen traten Sinfoniekonzerte mit den großen Orchesterwerken Mozarts, Beethovens, Haydns sowie der neueren romantischen Meister. Für die Leitung des Orchesters interessierte sich 1852 auch Robert Schumann.

Max Bruch leitete das Orchester 1867-1870 und sammelte hier für seine kompositorische Entwicklung wesentliche musikpraktische Kenntnisse. Unter anderem schrieb er in Sondershausen sein bekanntes Violinkonzert g-Moll.

Die Sondershäuser Hofkapelle pflegte enge Beziehungen zu Franz Liszt in Weimar. Die Aufführungen seiner Werke durch das Orchester bedachte er stets mit höchstem Lob.

Durch die Lage im Herzen Deutschlands begünstigt, nahm das kleine Land Sondershausen immer wieder an neusten musikalischen Entwicklungen Anteil. Das änderte sich auch nicht, als die Fürstliche Hofkapelle 1919, nach der Ausrufung der Republik, in »Staatliches Loh-Orchester« umbenannt wurde. Ab 1921 etwa fanden regelmäßig die »Thüringer Musikfeste« statt, die ganz der Aufführung zeitgenössischer Komponisten gewidmet waren. Von der Eröffnung des Sondershäuser Theaters 1825 bis zu seinem Brand 1945 versah das Orchester auch Operndienste. Durch die Fusion mit dem Theater Nordhausen im Jahre 1991 hat das Loh-Orchester diese Funktion zurückgewonnen.

CD „Ein großes Wunder” - Loh-Orchester Sondershausen, Ltg. Markus L. Frank
CD „Ein großes Wunder” - Loh-Orchester Sondershausen, Ltg. Markus L. Frank

CD „Ein großes Wunder” - Loh-Orchester Sondershausen, Ltg. Markus L. Frank

Werke von Gottfried Herrmann, Max Bruch, Carl Schroeder und Franz Liszt

Verlag/Label: Sunrock SUN 712 066-2

Auszug aus einem Artikel aus: das Orchester 12/2016, Seite 65

„Dass es falsch ist, in Sachen Musik auf die sogenannte Provinz herabzuschauen, dafür gibt es in vielen Regionen gute und erstaunliche Beispiele. So kann das Loh-Orchester im thüringischen Sondershausen eine solche Geschichte dokumentieren mit einer CD und in deren Titel ein Lob des großen Franz Liszt zitieren, der die Hofkapelle „ein großes Wunder, eingesperrt in einer kleinen Stadt“ nannte. ….. Günter Buhles“

Mehr Informationen finden Sie unter https://dasorchester.de/artikel/ein-grosses-wunder/

Aussagen und Kritiken zur Hofkapelle bzw. zum Loh-Orchester

Franz Liszt schrieb 1871 in einem Brief: „Die Kapelle, die Erdmannsdörfer dirigiert, zählt zu den renommiertesten Deutschlands, und das mit Recht, denn nirgens werden die Orchesterwerke mit mehr Verständnis, Genauigkeit und Schwung ausgeführt. Das ist ein Wunder, eingeschlossen in einer kleinen Stadt.“

Aus einem Brief Max Bruchs an Johannes Brahms vom 15. Juni 1870: „… Die fürstliche Kapelle ist sehr gut, eins der hübschesten Orchester Deutschlands. Es herrscht eine vortreffliche Disziplin; die Leute sind willig und begeisterungsfähig. Die schwierigsten Sachen sind mit diesem prächtig eingespielten Orchester ohne große Mühe sehr gut herauszubringen. An keinem Ort in Deutschland werden im Laufe der Konzertsaison so viele Orchester-Novitäten gebracht wie bei uns… …Der Verkehr mit der Kapelle ist ein leichter und angenehmer. Ich stehe mit den Leuten auf dem besten Fuße und werde auch nach meinem Scheiden stets in den freundlichsten Beziehungen zu ihnen bleiben.“

Die Deutsche Bühne, März 2013
Für die Geschichte vom geliehenen Opa setzt er kecke, freche, flinke Bläser ein, von Geige und Cello sanft begleitet; zum Umbau brummelt das Kontrafagott, dann wieder klingt es weich und dunkel. Mal dominiert die Musik, mal setzt sie nur leicht Tupfer und Akzente, sie wechselt zwischen 20er Jahre-Charme und Volksliedton – munter gespielt von sechs Musikern des Loh Orchesters Sondershausen unter Sergi Roca.
(Kannst du pfeifen, Johanna? Uraufführung am Theater Nordhausen)
- Quelle: http://www.stessin.de/lang/en-us/kritiken

Thüringer Allgemeine, 25. März 2013
Oftmals sind es die scheinbar kleinen Dinge, in denen ganz Großes steckt. So geschehen mit einer kleinen Oper am Sonntag im Nordhäuser Theater unterm Dach.
(Kannst du pfeifen, Johanna? Uraufführung am Theater Nordhausen)
- Quelle: http://www.stessin.de/lang/en-us/kritiken

Da Capo Magazin, Juni 2011
Alexander Stessin und das Loh-Orchester Sondershausen zelebrieren geradezu den typischen George Gershwin-Sound, auf den das Ensemble voll einsteigt.
(Gershwin, Crazy For You; Theater Nordhausen)
- Quelle: http://www.stessin.de/lang/en-us/kritiken

www.opernnetz.de, 1. April 2011
Das Loh-Orchester Sondershausen unter Alexander Stessin schwelgt geradezu im amerikanischen George Gershwin-Sound.
(Gershwin, Crazy For You; Theater Nordhausen)
- Quelle: http://www.stessin.de/lang/en-us/kritiken

Mitteldeutsche Zeitung, 9. April 2011
Ein frisch swingendes Loh-Orchester unter Alexander Stessin bietet Gershwin par excellence, gibt sich behände dem Big-Band-Charakter hin und hält durch die Bank den “Rhythm”.
(Gershwin, Crazy For You; Theater Nordhausen)
- Quelle: http://www.stessin.de/lang/en-us/kritiken

Thüringer Allgemeine, 4. April 2011
Das Loh-Orchester Sondershausen unter Leitung von Alexander Stessin servierte [die Hits] zur Premiere mit dem nötigen Pep.
(Gershwin, Crazy For You; Theater Nordhausen)
- Quelle: http://www.stessin.de/lang/en-us/kritiken

Mitteldeutsche Zeitung, 23. Februar 2011
… souverän agierendes Loh-Orchester (Leitung Alexander Stessin) …
(Leoncavallo, Der Bajazzo/Puccini, Gianni Schicchi; Theater Nordhausen)
- Quelle: http://www.stessin.de/lang/en-us/kritiken

Kyffhäuser Nachrichten (KN) - 21.04.2017 - Als Chefdirigent des Loh-Orchesters hat Michael Helmrath bereits in seiner ersten Spielzeit große Erfolge zu verzeichnen gehabt. Von den Sinfoniekonzerten des Loh-Orchesters mit hochkarätigen Solisten über die spanische Zarzuela „Luisa Fernanda“ bis hin zur groß besetzte Oper „Salome“ hat er das Publikum begeistert. Die künstlerische Qualität schlug sich auch in den Kritiken nieder: „… das faszinierend raue Streicherbrodeln holt Michael Helmrath am Pult umso besser heraus. Genussvoll treibt er das herrlich süffig, gar betörend und dann wieder lasziv derb zupackende Loh-Orchester Sondershausen in sportiv makellose Lautstärken, denen die Sänger hier immer gewachsen sind“, schrieb Roland Dippel in der Leipziger Volkszeitung über „Salome“.

Loh-Konzerte und Loh-Halle

Im kleinen Wäldchen (Loh) des Fürstlichen Schlossparkes gab es einen kleinen Platz, welcher für Schießübungen mit Begleitmusik genutzt wurde. Die unterhaltsamen Begleitmusiken wuchsen sich zu sonntäglichen Unterhaltungskonzerten auf dem Loh-Platz aus. Zu welchen der Fürst ab 1805 seinen Untertanen kostenfreien Zugang gewährte. Dies war der Beginn der sogeannten Lohmusiken/Lohkonzerte. Mit wachsender Qualität des Orchesters wuchs auch deren Bekannt- und Beliebtheit.

Die Hofkapelle spielte zu Beginn dieser Lohmusiken aus einem am Osthang zum Schlossberg hin befindlichen nischenartigen Pavillon – genannt „Halbmond“.

1837 erhielt der Platz durch den Schinkel-Schüler und Fürstlichen Baurat, Carl Scheppig, einen klasizistischen Umbau. An der Südseite wurde nunmehr eine Musikhalle errichtet. Die „Lohhalle“ mit einem flachen Giebel und drei weiten Bögen öffnete sich zum Publikum hin und wurde von beiden Seiten von je einer Halle mit hohen Glasfensterbögen flankiert.

Bild: Sondershausen - Beim Lohkonzert
Bild: Sondershausen - Beim Lohkonzert

1971 wurde die Lohhalle wegen Baufälligkeit abgerissen. Es gibt seit dem jedoch immer wieder Bestrebungen die Lohhalle, welche untrennbar mit der Sondershäuser Musikgeschichte verbunden ist, neu zu errichten.

Musikabteilung im Schlossmuseum

In der musikgeschichtlichen Abteilung des Schlossmuseums ist die bis in vorreformatorische Zeiten reichende Musiktradition der Residenzstadt Sondershausen thematisiert.

Neben historischen Musikinstrumenten aus der Fürstlichen Hofkapelle und aus Privatbesitz der Fürstlichen Familie (darunter bedeutende Instrumente wie das Harraß-Cembalo aus der Bachzeit oder das Haka-Fagott) belegen handschriftliche Kompositionen die rege musikalische Aufführungspraxis am Hof, in der Kirche und in der Stadt. Dazu sind Klangbeispiele abrufbar.

Besondere Aufmerksamkeit findet die Entwicklung der seit dem 17. Jahrhundert belegten Hofkapelle zum heutigen Loh-Orchester. So wird in einer Installation die im 19. Jahrhundert für Open-Air-Konzerte errichtete Konzerthalle, die sog. Loh-Halle, nachempfunden, die auch als Architekturmodell in der Ausstellung zu sehen ist. Die Namen der Dirigenten und ihre Wirkungszeiten in Sondershausen sind im Fries der Halle verzeichnet. Sie führen bis in die Gegenwart.

Sondershausen gilt als einer der frühesten und durch das Wirken der exzellenten Hofkapelle renommiertesten Aufführungsorte der sog. Neudeutschen Musik im 19. Jahrhundert in Deutschland. An Konzertbesuche ihres bekanntesten Vertreters, Franz Liszt, wird u.a. mit seinem Porträt und mit dem historischen Foto der Tonkünstlerversammlung von 1886 in Sondershausen erinnert.

Exkurse zu den weiteren traditionsbildenden Säulen der Musikstadtentwicklung führen zum Sondershäuser Verband (Akademisch-musikalische Verbindungen Deutschlands) und zum Fürstlichen Konservatorium für Musik.

In der Dauerausstellung werden die zahlreichen, weniger bekannten oder namenlosen Gestalter des Sondershäuser Musiklebens ebenso gewürdigt wie bedeutende Musikerpersönlichkeiten mit Sondershausen-Bezug wie Vater und Sohn Gerber, Johann Simon Hermstedt, Max Bruch, Max Reger, Philipp Spitta und Hugo Riemann.

 

Fotorechte: Schlossmuseum Sondershausen

Fotograf: Helmut Röttig